Die weitgehend unbekannte Seite von
Karl Valentin
Die Sketche und Filme von Karl Valentin sind ja den meisten
bekannt.
Aber es gibt auch noch den anderen Valentin, z.B.:
-
Valentin hatte ein ganz besonderes Verhältnis zu alten
Münchner
Bauwerken. Er ärgerte sich immer maßlos, wenn ein altes Haus
abgerissen wurde, von dem vorher womöglich nicht einmal ein Foto
gemacht
worden war. Er versuchte möglichst jedes alte Haus, das vom
Abriß
bedroht war, vorher noch zu fotografieren. Seine Meinung war: "A oids
Buidl
von München is mehra wert wia a Diamant" (in hochdeutsch
übersetzt:
'Ein altes Bild von München ist wertvoller als ein Diamant').
1925 legt er den
Grundstein zu seiner Altmünchner-Bilder-Sammlung.
Er durchwühlte das Münchner Stadtmuseum am Jakobsplatz und
das
Stadtarchiv in der Winzererstraße und muss feststellen, dass aus
den früheren Jahrhunderten viel mehr Bildmaterial vorhanden war,
als
aus der Zeit zwischen 1850 und 1900. Er gibt deshalb in allen
Münchner
Zeitungen Anzeigen auf und ließ sich Postkarten drucken, auf
denen
stand:
Alte Photographien - auch
Stereoskopbilder und Ansichtskarten, aber
nur von >Alt-München< 1850-1900 kauft jederzeit V. Fey -
München
22, Mariannenplatz 4/2 Fernruf 25599 (zahle für brauchbare bilder
RM 1,- bis 10,- und auch höher). |
1939 verkauft er
einige Sammlungen (hunderte von Bildern) an das Münchner
Stadtarchiv in der Winzererstraße. Eine seiner Altmünchner
Stereoskopsammlungen,
bestehend aus 242 Aufnahmen, befindet sich heute im
Valentin-Karlstadt-Musäum
im Münchner Isartorturm, eine zweite mit Guckkasten besitzt das
Münchner
Stadtarchiv. Valentin sammelt auch Stereoskopbilder aus anderen
Städten
und schenkt sie iin der Regel dem jeweiligen Heimatmuseum. Er bekommt
Dankschreiben
z.B. aus Paris und London.
Daneben sammelt er natürlich
alles, was über ihn und seine Auftritte veröffentlicht wird,
sowie außen- und Innenaufnahmen sämtlicher Münchner
Theater und auch jede Menge über seine Berufskollegen.
- vor dem Krieg half er vielen
Menschen, auch Münchnern, indem er Lebensmittelpakete
verschickte, gebrauchte Kleidung verschenkte, Geld verlieh und allein
von
Anfang November bis Mitte Dezember 1932 aus der eigenen Tasche 1.162
Armenspeisungen
finanzierte. Als er dann aber nach dem Krieg selbst in Not geriet, half
ihm kein einziger Münchner.
-
zu Beginn der 20er-Jahre wurde Karl Valentin Schausteller. Er
konstruierte
eine Froschbahn. Hinauf gings über eine Treppe mit verschiebbaren
Stufen und herunter fuhr man mit kelinen Wagen, deren Radachsen
exzentrisch
in den Rädern saßen, daher das froschartige Gehopse. Seine
Frau
saß an der Kasse.
Schließlich hatte er auch noch etliche, teilweise recht
skurile
Einfälle, auch wenn sie meistens nicht realisiert werden konnten,
z.B.:
-
Anfertigung eines Modells einer Wasserrutschbahn in gewaltigen
ausmaßen
für das Münchner Oktoberfest 1899. Sie war aber nicht von ihm
selbst erfunden worden, er veränderte lediglich eine Konstruktion,
die 1898 auf der II. Kraft- und Arbeitsmaschinen-Ausstellung
auf
der Kohleninsel in München (dort steht heute das Deutsche Museum)
in Betrieb gewesen war.
-
Plan zur Errichtung einer Volksbelustigungsstätte "Die verhexten
Leitern"
auf dem Münchner Oktoberfest (wurde wegen Personengefährdung
nicht zugelassen)
-
in einem seiner verrücktesten Zeitungsartikel beschäftigte er
sich mit der Einführung der AT B Pf (Allgemeine
Theaterbesuchspflicht),
deren Einführung er ähnlich der existierenden allgemeinen
Wehr-
und Schulpflicht forderte, um dem in den 20er-Jahren schlechten Besuch
der Theater entgegenzuwirken
- Valentin sammelt nicht nur
Fotografien, sondern war auch selbst ein begeisterter Fotoamateur. Es
sind aber nur wenige Aufnahmen von ihm erhalten.
- Valentin war auch "auf den Hund
gekommen" - seinen Bosi.
