Karl Valentin war 1,76 m groß und wog ca. 55 kg.
* * * * *
Wie wohl jeder Vater, mußte auch Karl Valentin seiner Tochter Bertl in ihr Poesiealbum etwas reinschreiben. So entstand folgender Eintrag:
Hier in diesem Album stehen
Viele Worte gut gemeint
Von der Freundin, von dem Freunde
Von Bekannten schön gereimt.
Jedes wünscht Dir nur das Beste
"Glück" auf Deinem Lebensweg
Auch die Mutter baut voll Hoffnung
Daß es Dir stets gut ergeht.
- Und Dein Papa wünscht dasselbe
Seinem lieben Töchterlein
Noch dazu, daß grad wie er selbst,
Immer "Sie" soll lustig sein.
Dein
schöner Pappa.
München 28. Februar. 1919.
So weit, so gut. Hart war allerdings, daß er auf der gegenüberliegenden Seite ein Bühnenfoto einklebte, mit Kittnase, hautenger Komikerkleidung und Riesenstiefeln.
* * * * *
München, den 3. Februar 1932
Sehr geehrte Tochter! Anläßlich unseres letzten Beisammenseins in München, am 5. August 31, gestatte ich mir, jetzt die Rechnung für deine Existenz zu übersenden und hoffe, dass du mit den Preisen einverstanden bist. |
Hebammenkosten, bezahlt am 21. September 1910 | Mk. |
20,--
|
1 kleine Blechbadewanne | " |
6,--
|
lauwarmes Wasser 6 Jahre lang, tägl. 5 Pfg. |
|
219,--
|
Schwammbenützung, 6 Jahre lang, tägl. 5 Pfg. |
|
108,50
|
1 Wickelkissen und Babyausstattung |
|
100,--
|
Täglich 1 Liter Milch, ca. 6 Jahre lang, Semmelmus |
|
438,--
|
Schmerzensgeld bei Geburt, von Mutter billigst berechnet |
|
100,--
|
Schulzeit: Einschreibgebühr |
|
2,20
|
Schultoiletten |
|
500,--
|
Schulbücher |
|
90,--
|
Pause Frühstück Pause Nachmittagsstück m. Berücksichtigung von Samstag Nachmittag insges. 1386 Tage |
|
29,--
|
bis zu 21 Jahren tägl. Mittag- u. Abendbrot à 1,-- |
|
6.550,--
|
tägl. bis zu ab 10 Jahre 1/2 l Bier à 30 Pfg. |
|
1.204,50
|
Taschengeld von 7 - 21 Jahr |
|
1.000,--
|
5 x photographieren lassen |
|
40,--
|
Ärztl. Behandlung von 16 1/2 Warzen abätzen rechte Hand |
|
120,--
|
Kirchensteuer |
|
200,--
|
Schulsteuer |
|
150,--
|
Tägl. 1/5 l Kaffee à 15 Pfg. |
|
1.120,--
|
Monatl. 1/2 l Wasser - unberechnet |
|
-,--
|
Bubikopf schneiden |
|
5,--
|
Kopfwaschen 6 Jahre lang, wöchentl. Mk. 3,-- |
|
936,--
|
Barauslagen für Kino, Theaterbesuch, Bälle etc. |
|
3.570,--
|
Kleidung vom 14. - 21. Jahr, pro Jahr Mk. 500,-- incl. Wäsche |
|
3.144,--
|
Unterricht Französisch, Englisch, Literatur |
|
540,--
|
Klavier- und Gitarreunterricht |
|
700,--
|
Reise nach Königsberg |
|
83,--
|
Briefmarken und Telephongespräche nach Königsberg |
|
150,--
|
|
24.625,20
|
|
Bezugnehmend, daß du mein eigenes Fleisch und Blut bist, habe ich 10 % Ermäßigung zugestanden |
|
2.462,50
|
Mk. |
22.162,70
|
Binnen acht Tagen zahlbar, da ich sonst zu meinem Bedauern gezwungen
wäre, gerichtliche Schritte zu unternehmen.
Mir vorzüglicher Hochachtung
Karl Valentin |
* * * * *
Karl Valentin hatte übrigens Problem mit dem Farbsehen. Einmal retuschierte er ein kleines Landschaftsbild. Die Farben standen sortiert da und er wusste, rechts stand blau, dann kam gelb usw. Seine Tochter Bertl vertauschte ihm heimlich die Farben und prompt malte er eine rote Wiese mit grünen Baumstämmen.
* * * * *
Karl Valentin war nicht nur von Asthma geplagt, sondern er litt auch noch unter Neurasthenie (= Nervenschwäche), Hypochondrie (= Schwermut) und Depressionen. Von seinem 35. bis zum 47. Lebensjahr hatte er 47 Ärzte konsultiert, auch 2 namhafte Individualpsychologen. Es existiert eine handschriftliche Liste von 1938, in der Valentin seit 1915 insgesamt 88 Namen von Ärzten (darunter auch der berühmte Sauerbruch) notiert hat, die er angeblich konsultiert hat. Darunter befinden sich aber auch etliche, die gar keine Ärzte waren.
* * * * *
* * * * *
Einmal ging er aber zum Faschingsball der Kammerspiele im Deutschen Theater, wo er auf der Prämie von 100 Mark für die originellste Maske hoffte. 2 Personen arbeiteten eine ganze Stunde, bis er in dem Original-Taucheranzug samt angeschraubtem Helm, schwerem Luftapparat und 30 Pfund schweren Bleisohlenschuhen. Als er dann von der Garderobe im 3. Stock endlich auf der Tanzfläche im Parterre angekommen war, war die Maskenprämierung schon längst vorbei und zum Tanzen ist ein Taucheranzug denkbar ungeeignet, also zurück in den 3. Stock zum Umziehen.
* * * * *
Nachdem Karl Valentin mit Frau und Tochter Bertl 1941 nach Planegg gezogen war, schlug er ein Loch in die Außenwand der Küche, damit sie den Abfall gleich direkt in den Garten werfen könnten, vor allem die Essensreste für die Hühner. Er fand es praktisch, wenn man nicht mehr ums Haus herum laufen musste. Er machte es aber schon am nächsten Tag wieder zu, weil es reinzog und er genau vor dem Loch saß.
* * * * *
Karl Valentin und die Angst
"I fürcht mi net, nur des, was ma net sicht ... d'Geister zum Beispiel ... de san ma unheimlich. I woaß zwar, daß's koane Geister gibt, ... aber scheinbar gibt's doch sowaas, was ma net siecht!"
deshalb war Karl Valentin aber keineswegs ein Feigling