Der Münchner Komiker Karl Valentin wird am 04.06.1882 als Valentin Ludwig Fey im Haus Entenbachstraße 63/I links (heute Zeppelinstr. 49) der Münchner Vorstadt Au geboren und am 10.06.1882 evangelisch getauft. Sein Vater ist der Spediteur Valentin Fey, geboren in Darmstadt, der sich aber in München zu Hause fühlt und am 07.10.1902 in München stirbt. Er war in erster Ehe mit einer geborenen Falk aus München verheiratet gewesen und war in das Geschäft des Schwiegervaters eingetreten - daher die Firmenbezeichnung 'Falk & Fey'. Seine Mutter, Maria Johanna Fey, geb. Schatte, stammt aus dem sächsischen Zittau und stirbt am 24.01.1923 ebenfalls in München.

Das erste Kind von Valentins Mutter wurde nur 2 Monate alt. 2 1/2 Jahre später, am  25.12.1873 kommt Karl, ein auffallend ernstes Kind zur Welt. Es stirbt im Alter von 8 Jahren am 24.11.1882 an Diphtherie. Auch der 2. Sohn Max, geboren am 21.08.1876 stirbt am 27.10.1882 an Diphtherie - Karl Valentin war damals 4 1/2 Jahre alt. 1 Jahr später erkrankt auch er an Diphtherie, überlebt aber glücklicherweise. Das macht es verständlich, dass er wie ein rohes Ei behandelt wurde und eine zünftige Jugend hatte.
Für den 01.08.1914 ist Karl Valentin wieder bei Benz engagiert für eine Revue "Im Lande der Kastanien". Aber noch während der Proben kommt die Nachricht, dass Frankreich Deutschland den Krieg erklärt hat - das ist das Ende der Probe. Wochen später darf zwar wieder gespielt werden, aber es müssen ernste, vaterländische Sachen sein, was so gar nicht in die Stilrichtung von Karl Valentin passt. In dieser Zeit entsteht seine "Kriegsmoritat". 2 weitere Monate später kommt wieder der Befehl, dass die Leute in der schweren Kriegszeit mit lustigen Darbietungen aufgeheitert werden sollen. Das geschieht u.a. auch bei 120 Lazarettvorstellungen für verwundete Soldaten, denen das sehr gut tut.

Ab 1915 gastiert Valentin in allen bekannten Münchner Kabaretts. 1923 unternimmt er Gastspielreisen nach Wien (Chat Noir), Zürich (Bonbonniere) und Berlin (Theater am Schiffbauerdamm). Im September 1924 hat er ein neues Gastspiel in Berlin, und zwar diesmal, wie auch bei den folgenden Gastspielen, im Kabarett der Komiker. Sein letztes Berliner Gastspiele giebt er 1938. Bei den Auftritten 1915 im Varieté-Saal Wien-München im Hotel Wagner in der Münchner Sonnenstraße spielt den Kapellmeister übrigens nicht, wie ab den 20er-Jahren die Liesl Karlstadt, sondern der Komiker Karl Flemisch. Liesl Karlstadt sitzt damals noch als Musiker Zirngibl neben Valentin im Orchester.

1927/1928 gibt es eine urheberrechtliche Auseinandersetzung vor dem Reichsgericht in Leipzig darüber, ob sich sein Bühnenstück Im Rundfunksenderaum mehr als erlaubt an einem Sketch eines R.J. mit dem Titel Hinter den Kulissen des Rundfunks orientiert habe. Der Vorwurf wird als haltlos zurückgewiesen mit der Begründung, dass Karl Valentin außerstande sei, etwas Vorgegebenes nachzumachen, nachzuschreiben oder nachzuspielen, da er völlig aufs Eigene fixiert sei. Karl Valentin ist einer der wenigen Münchner Komiker aus der Volkssängerepoche,die Rundfunkaufnahmen machen. 1928 macht Valentin bereits erste Plattenaufnahmen, Liesl Karlstadt sogar schon 1919.

Im April 1931 stand z.B. folgendes auf dem Programm:

Musikstück
Gerty Arzdorff (Solotänzerin vom Hamburger Staatstheater)
Aldo Tamagni (Operntenor von der Mailänder Scala)
Film mit Charlie Chaplin

2 Valentinstücke: An Bord und Im Fotoatelier

Karl Valentin bekommt mehrmals ausgezeichnete Angebote von so berühmten Leuten, wie Otto Falckenberg und Max Reinhardt, als "richtiger" Schauspieler aufzutreten, aber damit kommt er nicht zurecht, er braucht seine eigenen Texte, nicht fremde. Er macht nur 2 Ausnahmen und das auch nur, weil er beide Male die Zusicherung bekommt, seine Texte weitgehend selbst bestimmen zu dürfen:

1932 spielt er den Zirkusdirektor in Max Orphüls Verfilmung von Smetanas Oper "Die verkaufte Braut", zusammen mit Liesl Karlstadt
1941 spielt der den Gefängnisdirektor Frosch in der "Fledermaus" im Münchner Gärtnerplatztheater.

Trotz des Misserfolges mit dem ersten Panoptikum eröffnet Karl Valentin am 18.06.1937 mit Martin Wegmann erneut ein Panoptikum, diesmal im Färbergraben 33. Wie es beim Publikum angekommen ist, ist leider nicht bekannt. Noch im gleichen Jahr fügt er dem Panoptikum eine Kneipe und ein Kabarett hinzu; die legendäre "Ritterspelunke" ist entstanden.

1937 wird damit begonnen, seine Szenen fürden Rundfunk aufzuzeichnen. Und obwohl er mit dem Rundfunk (oder der Rundfunk mit ihm) immer Probleme hatte, kommen doch über 100 Aufnahmen im Münchner Funkhaus zustande.

1938 stellt Valentin vor der bereits abgerissenen Matthäuskirche in der Münchner Sonnenstraße ein Foto aus. Er war dort konfirmieret worden und wollte seinen Münchnern noch mal zeigen, wie sie ausgesehen hatte. Das bringt ihm eine Vorladung zur Gestapo ein. Er kann sie aber davon überzeugen, dass es sich um keine Provokation handelte.

Auch im Rundfunk werden die Platten Valentins kaum noch gespielt, obwohl er mehrmals persönlich darum bittet. Ende 1947 hat man ihn ins Funkhaus gebeten und überraschned schnell kommt er wieder zurück - "Ich bin nimmer komisch, hams g'sagt!"

(zur tabellarischen Auflistung)

zurück